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Mein persönlicher 630-Virus
"Mein persönlicher 630-Virus" zeigt die ganz persönlichen Geschichten und Beweggründe auf, warum man gegen alle Vernunft mit einem mobilen Kulturgut unterwegs ist, das laut und langsam ist, bei dem Schalten jedesmal zu einer intensiven Erfahrung wird und zu allem Überdruß noch nicht mal "richtige" Fenster hat ... aber werter Besucher unserer Homepage lesen Sie die folgenden Geschichten selbst und erfreuen Sie sich an den persönlichen Geschichten zu dem wahrscheinlich legendärsten aller jemals für die Bundeswehr gebauten LKW.









MAN 630 Virus .....oder mit Viren kenne ich mich aus!

Dr. med. Klaus Mantel im April 2008

Nach meinem Berufswunsch gefragt, antwortete ich als Kind immer: "Bäcker oder Lokführer". Den Bäckerplan habe ich glücklicherweise wegen der unchristlichen Arbeitszeit aufgegeben. Geblieben ist Lokführer oder wenigstens Busfahrer. Trotzdem habe ich später Medizin studiert und bin mit meinem Beruf auch sehr zufrieden!

Aber die Leidenschaft für LKW blieb im Hinterkopf, bis ich zur Bundeswehr kam. Der Führerschein war für mich nicht vorgesehen, denn als Stabsarzt ließ ich fahren. Eines Tages kam der stellvertretende Bataillonskommandeur mit Herzbeschwerden in den SanBereich. Ich bequatschte ihn so lange, bis er schließlich einwilligte, den BCE Schein für mich zu organisieren. Unter einer Bedingung: Ich sollte nicht darüber sprechen, also spreche ich nicht darüber.

Nach dem Wehrdienst fuhr ich nie mehr LKW, ließ aber den Führerschein übertragen und beobachtete sehnsuchtsvoll die Truppenverschiebungen auf den Straßen, sowie die Angebote bei der VEBEG. Schließlich bot ich spaßeshalber Phantasiepreise für einen MAN 630 L2A Koffer. Die Wohnmobil-Leidenschaft hatte ich schon durch einen umgebauten Mercedes 509 gewonnen. Nachdem für 1.000 DM keine Erfolgsmeldungen kamen, steigerte ich die Gebote langsam und erhielt eines Tages den unerwarteten Anruf, dass ich für 2.000 DM (in Worten: zweitausend) plus damals 12% MWSt eine EMMA ersteigert hatte. (Erstzulassung: 1957 - Kilometerstand: 1.200) Sie stand alleine auf dem Fliegerhorst von Wittmund und wurde daher nicht en bloc von Händlerfirmen aufgekauft.

Mit zwanzig Litern Diesel und klopfendem Herzen fuhr ich zum Standort, um meine EMMA abzuholen. Die letzte Fahrstunde lag fünfzehn Jahre zurück, die Frontpartie kam mir gefährlich unübersichtlich vor und ich wusste nicht mehr, wie man den Motor abstellt. Der Wagen sprang an und das Fahren funktionierte noch irgendwie. Unterwegs fing es an zu regnen, die Scheibenwischer zerbröselten. In meiner Blauäugigkeit versuchte ich vergeblich ein paar Wischerblätter an der Tankstelle zu kaufen. Ich fuhr ohne Scheibenwischer weiter, bis der Wagen unterwegs einfach stehenblieb und nicht wieder ansprang.

Nachdem ich telefonisch keine Hilfe fand, probierte ich es erneut und er startete plötzlich doch wieder und hat seitdem nie wieder den Dienst versagt. Nach dem Umbau zum Wohnmobil wurde der MAN 630 blau-silber gespritzt. Alleine, mit meiner Freundin oder mit meinen Kindern habe ich zahlreiche unvergessene Urlaube verbracht. Wegen der geringen Reisegeschwindigkeit im benachbarten Ausland: Holland, Frankreich, Ungarn, Polen. Das Abenteuer-Gefühl in dem Wagen ist unbeschreiblich und die Kontaktaufnahme mit der Bevölkerung ist vorprogrammiert. Überall wurden wir freundlich, wenn nicht begeistert, empfangen. Als unterwegs einmal ein Ventilstößel brach, wurde die Reparatur am nächsten Tag von der MAN-Werkstatt in Lüneburg prompt und äußert zuvorkommend durchgeführt. Wir durften auf dem Werksgelände übernachten und erhielten noch eine weitere Ventilstange ohne Berechnung als Ersatzteil mit.

Einen Fast-Umfall in Tschechien, der nur durch eine Reihe Apfelbäume verhindert wurde, überstand der Wagen mit einigen Löchern am Dach, die unterwegs notdürftig überklebt wurden. Ich begeisterte mich so sehr für den 5-Tonner, dass ich mir vornahm eine weitere EMMA noch besser auszubauen und ersteigerte mir eine. Diesmal für 5.500 DM, sie entsprach meinen Vorstellungen: Lenkhilfe, Seitentür und wenig Rost. Da der erste Wagen immer einige Wartungsarbeiten erforderte, gab ich ihn ab. Seither steht mein "Neu-Erwerb", das Möchtegern-Wohnmobil, im Garten und wartet auf die Fertigstellung. Aber wenn es erst mal soweit ist, werdet ihr mich wieder auf der Straße sehen!







MAN 630 - die Verkörperung der deutschen Zuverlässigkeit auf vier Stollenräder

Verfasst im Mai 2008

Nachdem mich Hans gebeten hat, ob ich meine virale Erkrankung zu diagnostizieren vermag, fing ich sofort wieder an in der Vergangenheit zu schwelgen und alte Fotos rauszukramen. Mittlerweile auch schon lange her, also es war im Jahre 1993, damals noch voller Datendrang und mit viel mehr Freizeit ausgestattet, kam es zur ersten Konfrontation mit einer Emma, genauer gesagt, es waren sechs Stück. Diese besagte Menge an 630igern stand damals bei uns in Niederösterreich mit etwa 15 Stk. 404 MB Unimog auf einem Parkplatz ungeschützt herum. Bestimmt waren diese Fahrzeuge für eine humanitäre Hilfsaktion in Ex-Jugoslawien, damals tobte noch der Krieg am Balkan. Jedoch dieser humanitäre Friedenseinsatz, man wollte irgendwo in Bosnien ein Dorf aufbauen, kam niemals zu Stande.

Ein Hindernis dürfte die Beschaffenheit als Militärfahrzeug gewesen sein, sozusagen weil diese Fahrzeuge ehemalige Bundeswehrfahrzeuge waren, daher wurde auch keine Einfuhrgenehmigung nach Bosnien erteilt. Lediglich die Unimog's wurden in einer Nacht- und Nebelaktion weiß angepinselt und nach Bosnien überstellt.

Nach dem hin und her standen die Fahrzeuge regungslos ohne irgendeiner Pflege jahrelang herum, manche hatten natürlich einige Vandalenschäden abbekommen, zerschnitte Verdecke usw., jedenfalls in einem jämmerlichen Zustand standen diese Emma's in einem fremden Land ganz einsam herum. Drei weitere Freunde und ich, wir sind bis zum heutigen Tag offroad- Begeisterte Motoristen, sahen immer mal nach den Fahrzeugen und mussten leider den zunehmenden Verfall schmerzlich wahrnehmen. Im damaligen Alter von etwa 22 Jahren haben wir bei einigen Bieren beschlossen, das muss sich ändern und erkundigten uns sogleich nach den Eigentümern. Zufällig war zu dem Zeitpunk ein Abgesandter der Deutsch- Ordensstiftung, welcher der Eigentümer der Fahrzeuge war, in unserer Gemeinde anwesend. Der Kontakt wurde rasch hergestellt und sogleich wurden auch schon Pläne geschmiedet.

Da für uns in Anbetracht der damaligen finanziellen Situation kein Ankauf eines einzelnen Fahrzeuges in Frage kam, stellten wir als Tausch unsere handwerklichen Fähigkeiten für die Instandsetzung der gesamten Vorort abgestellten MAN 630 Fahrzeuge als Gegenleistung. Die Ordensstiftung, die wiederum auch nicht gerade die volle Geldschatulle hatte, war hell begeistert und willigte sofort auf unser Angebot ein. Gesagt getan und mit Vertrag gleich besiegelt, es war wirklich ein Siegel, immerhin Eigentum der römisch katholischen Kirche!

Anfangs erwähnt, es war Sommer 1993, heiß, Badewetter und unsere Freundinnen gingen alleine baden! Wir standen auf einem Schotterparkplatz, jeder im Blaumann und den Kofferraum mit Werkzeug angefüllt - und sie wussten nicht was sie tun! Uns wurde bald klar, der ganze Sommerurlaub wird hier auf dem Parkplatz verbracht!

Wenn ich jetzt zurück denke, mit welch bescheidenen Mitteln wir damals arbeiten mussten, so würde ich heute alles wegschmeißen und lieber im Sommer Baden gehen! Nur eine kleine Episode: Ich kann mich noch gut erinnern wie wir das erste Mal in unserem Wunschobjekt die Batterien eingebaut hatten, es kam der Moment des ersten Startversuchs. Nach umstellen des Batteriehauptschalters ging die große rote Lampe an, dann wurden die Ventile mit der Kurbel auf Kaltstart gestellt (welch archaische Vorgangsweise), Hilfstreibstoffpumpe kurz gedrückt - und jetzt - ich kann euch sagen- ab jetzt ist uns der Virus in die Adern eingeschossen (mir stellt es jetzt noch die Haare auf!) - nach kurzer unerbittlicher Arbeit des Starters mit der Kompression und dem alten SAE 30 Öl - begann die Maschine zu laufen! Man stelle sich das vor, fünf Jahre Hitze und Kälte ausgeliefert, nicht einmal die Einspritzpumpe entlüftet und der alte MAN grollt los! Der Motor zeigte sofort einen seidenweichen Lauf, ab jetzt wussten wir, dieses Fahrzeug kann man sogar vergraben und er ist startbereit!

Dabei sei noch erwähnt, dass kein Fahrzeug irgendeinen Ölverlust zeigte und so nebenbei bemerkten wir, dass die Fahrzeuge von unten betrachtet, alle in einem perfekten Zustand waren. Die LKW's hatten abgesehen von der Stahlqualität und der Lackierung, einen perfekten Konservierungsanstrich in Form von einem flüssigen Fett erhalten. Dieses Erlebnis war natürlich Ansporn genug, tatkräftig in einem intensiven Arbeitsurlaub, alle Fahrzeuge wieder einsatzfähig herzustellen.

Nach dreiwöchiger Schrauberei wurden alle Fahrzeuge in Gang gesetzt, manche einfach nur mit der Schleppstange angefahren und gestartet, alle haben sie das Matürium überlebt und nach Vervollständigung der Elektroanlage konnten sie ihre Reise zu einem anderen Hilfseinsatz unternehmen. Bis auf unser Objekt, welches jetzt mit Liebe zu hegen und pflegen galt, anfänglich borgten wir uns immer wieder Werkstattkennzeichen aus, um eine Ausfahrt zu unternehmen. Man kann sich vorstellen, dass so eine Ausfahrt immer mit Aufsehen verbunden war, damals hatte die ländliche Exekutive auch mal ein Auge zugedrückt, denn so ganz legal war die Angelegenheit ja nicht, auf Grund der fehlenden Typisierung für Österreich. Abgesehen davon, hatte ich nicht einmal einen LKW- Führerschein, wenn man aber geschickt ist, kann man während der Fahrt auf dieser "Eisenbahnbank" die Plätze tauschen! Bitte um Nachsicht, wir waren damals noch wilde Burschen, ich meldete mich auch sofort in der Fahrschule mit der Absicht, LKW -und Hängerschein zu absolvieren! Im Lauf der Zeit schieden sich unsere Wege aus Gründen von Auswanderung, Familiengründung usw.

Am Ende war ich mehr oder weniger alleine, nur mein Freund Harald war weiterhin gewillt finanziell aus der Ferne unser Projekt zu unterstützen, er war mittlerweile in Italien sesshaft geworden. Ein großer Dank an dieser Stelle für seine tatkräftigen finanziellen Unterstützungen!

Der Kostenaufwand ging meistens in Anmietung von "sehr großen Garagen" auf, wir wollten keinesfalls unserer EMMA weitere Jahre unter freiem Himmel zumuten. Diese Garagen waren meistens nur jährlich mietbar, da die Eigentümer immer wieder Eigenbedarf hatten. Eine Zeit lang hatten wir großes Glück- und zwar konnten wir etwa ein Jahr kostenlos unser Fahrzeug auf dem schönen Högerhof abstellen (siehe Foto L2AE - Cabrio), ein Forstbetrieb von Karl von Habsburg! Großer Dank an dieser Stelle an die Familie Hartwig, ihres Zeichen Forstverwalter von Herrn Habsburg.

Die Zeit auf "kaiserlichen Boden" war natürlich die Beste, wir konnten damals uneingeschränkt die offroad- Eigenschaften in Wald und Flur erproben. Nach langer Suche konnten wir endlich eine Halle für unseren gesamten Fahrzeugpark anmieten, so nebenbei hatten wir noch 4 Jeep CJ 7 zum Einstellen. Es vergingen wieder einige Jahre und bei mir stellte sich auch ein Nachwuchs ein, die Interessen waren jetzt anders gelagert und die verfügbare Zeit reduzierte sich auf ein Minimum. Es kam dann nur mehr zu einem jährlichen Starten, wenn überhaupt, aber es war immer dieser Moment des Startens! Batteriespannung - Ventile umstellen - Hilfspumpe - und Maschine Start! Zuletzt stand er zwar trocken, jedoch ganz verstaubt und die Pritsche eher als Ablagefläche genutzt, in der Ecke und wieder sprang das Ding nach dreijähriger Standzeit verlässlich an, als wäre der Motor gerade eine Woche stillgestanden! Für mich gibt es keinen besseren Lkw!

So nebenbei war ja auch das Internet erfunden und die Welt rückte zusammen, ich stolperte über die Seiten der IG - es hat nicht lange gedauert - und wie es sein musste, wir kamen bald ins Gespräch über Kaufinteresse usw. Wir hatten im Lauf der Zeit einige Kaufangebote erhalten, doch es waren meist nur Fantasten ohne Infrastruktur und wir wussten, dass wir ein besonders Exemplar hatten. Grundbedingung war und ist, unsere Emma darf nicht mehr im Freien stehen- sie war und ist bestimmt für die Nachwelt! Für solche Neigungen war Hans der richtige, obwohl ich Hans nur vom Telefon und Internet kannte, schlug ich sein Kaufangebot aus und unterbreitete ihm eine Variante der Dauerleihgabe. Ich glaube Hans war rasch begeistert und seine Sammlung hatte, nach Vertragsabschluß, gemäß einer Kunstleihgabe, Zuwachs.

Ich organisierte ein Treffen mit Hans und Harald, Harald ist ja 50% Teilhaber, in Dachau und wir konnten uns abgesehen von der freundlichen Bekanntschaft mit Hans, einer "artgerechten Haltung" überzeugen. Im Anschluss wurde ein Tieflader organisiert und der MAN wurde standesgemäß mit einer neuen MAN TGA- Zugmaschine in seine alte Heimat nach Bayern überstellt. Mittlerweile ist die Emma im Stall mit den anderen ihrer Art und ich denke, dort fühlt sie sich auch pudelwohl. Vor allem weil sie von Hans bewegt wird und für andere Interessierte zugänglich ist.

Zum Schluss meiner Erzählung ein ganz großes Danke Schön an dich lieber Hans- für deine fachkundige Hand und deine Bereitschaft!

Mögest du lange damit Freude haben und ich hoffe bald wieder einmal am Steuer unserer Emma sitzen zu können - allzeit gute Fahrt!

Herwig






MAN 630-Virus oder eine unheilbare Krankheit mit langer Inkubationszeit

Verfasst im April 2008

Alles fing anno 1983 in Stetten am kalten Markt an, in der 8./San. Btl. 10. Dort begann an einem Wochenende der GvD SanSold. Menge, den Kompanie – MAN 630 L2AE optisch aufzufrischen. Damit war der erste Angriff auf den „normalen, gesunden modernen Kraftfahrer" erfolgt.

Was erwartete den armen Tropf nach der Grundausbildung in seiner Stammeinheit in Esslingen? Der geneigte Leser wird’s erahnen: Unmassen von MAN 630 in allen Varianten! Da das Opfer zwecks Umschulung für vier Jahre im aktiven Dienst verweilte, folgte alsbald die Fahrschule Klasse CE. Mit was für einem Fahrschulwagen? – Richtig, dem Virusträger MAN 630! Am Anfang war da nur der Hass auf diese Schaltung, den Wendekreis und die alte Kiste sowieso ... Dann wurde der mittlerweile HG nach seiner Stellenbeschreibung Bataillonsbusfahrer und musste sich mit Mannheimer Schrott Namens O 303 herumschlagen. Doch zwischendrin – ja, es gab Lichtblicke! Er hatte auch noch eine EMMA in seiner Obhut und die "alte Kiste" ließ ihn nie im Stich. Und da der HG mittlerweile das Gerät besser kannte, wuchs die Zuneigung.

Dann kam der Abschied von der Bundeswehr und ich arbeitete als Busfahrer, machte zwischenzeitlich meinen Industriemeister der Fachrichtung Kraftverkehr und verlor so den Virus aus den Blutbahnen.

Ganz? –NEIN !!!

Es war 2000, ich fahre jetzt nur noch Reisebus. Ich hatte wieder mal eine Fahrt nach Dachau. Während die Schulklasse durch das Konzentrations-Lager stolpert, fahre ich raus zu Mc Donalds. Wie ich mich so der Kalorienzufuhr hingebe sehe ich am Horizont einen mir wohlbekannten Umriß.

Da ist er wieder, der Virus - in Gestalt von Hans’ seiner EMMA! Also hin und bewundern – Adresse aufschreiben.

In den folgenden Tagen bemerkt meine Frau Veränderungen an mir –nein, ich nehme nicht ab. Der Virus breitet sich aus. Nach einer Kontaktaufnahme mit Hans geht`s weiter zur VEBEG, doch noch ist es nicht akut, es siegt noch der Verstand.

2004, ich werde 40. Meine Frau hat mit Hans als Geburtstagsgeschenk eine Fahrt mit seiner EMMA organisiert. Über dieses Geschenk muß ich sagen, es war nach der Geburt meiner Kinder das schönste in meinem bisherigen Leben. Also auf nach Dachau, begrüßen, nochmal bewundern – betatschen – quatschen – losfahren - und die EMMA nach 50 Metern beim Ausholen in der ersten Kurve in der Wiese versenken! Ging die Lenkung damals wirklich auch schon so schwer – oder ist es das beginnende Alter, wie mein Arzt immer sagt? Egal, nachdem Hans sein Schmuckstück wieder auf festen Grund gebracht hatte – war gar nicht einfach !- Ging es weiter mit der "Sonderfahrt". Einfach herrlich, einen Motor, den man noch hört; der übrige Sound lässt nie Zweifel aufkommen, ob man fährt. Die Schaltung und Lenkung, wo man noch wirklicher Kraftfahrer ist, der Geruch nach Öl...


Nachdem die Glückshormone abebbten, war die Diagnose eindeutig: Akuter Ausbruch der Virusinfektion des Typs EMMARITIS ! Das einzig bekannte Gegenmittel: Selber einen 630er als Therapie haben. Das darauffolgende Jahr wurde also gespart und von Lorch aus bis nach Bremen hoch gefahren, um festzustellen, das die angebotenen EMMA`s mehr oder weniger Schrott waren.

Dann, kurz vor meinem 41. Geburtstag, Ralf meldet sich, er kann einen 630er anbieten! Der Wagen ist ein L2A vom THW, unverbastelt, sehr guter Zustand. Zu einem vernünftigen Preis wird die EMMA in meine Obhut genommen. Bei der Überführung von Mettmann erlebte ich zum ersten Mal die positiven Reaktionen der Leute. Die Fahrt am Rhein entlang war ein Abenteuer für sich – aber herrlich.

Da der Wagen auf oliv umgespritzt war, lackierte ich ihn nach Rücksprache mit dem THW in Bonn nach und nach wieder in sein altes THW Blau zurück. Als Fernreisebusfahrer habe ich leider nicht so viel Zeit, aber wir fahren mit unserem MAN bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Auch für Kurzurlaube muß er ran – alles kein Problem, da er ja sehr zuverlässig ist.

Durch den Wagen kam es zu vielen neuen Bekanntschaften, die ich nicht mehr missen möchte. Zuletzt noch einen herzlichen Dank an Hans, der mich mit Rat und Tat unterstützt. An Ralf, welcher mir den Wagen verkaufte und Florian – mit dem ich in regem Kontakt bin.

Und am wichtigsten: Meiner Frau, die meine Marotte mit viel Geduld erträgt!

Euer Frank Menge




Die Entdeckung der Langsamkeit - verfasst von Florian Domberger

Zehn Jahre war ich nicht in Deutschland und träumte von einem MAN 630 L2A. Ja, von so einem Auto kann man tatsächlich träumen! Über Jahre hinweg habe ich mich auf der MAN 630 homepage herumgetrieben und bei mobile.de und bei der VEBEG Fahrzeuge gesucht. An einem Dienstagnachmittag im November 2005 war es dann soweit!

Mein Vater ist einundsiebzig Jahre alt und hat als Spediteur seit Mitte der Fünfziger Jahre die Evolution der Fahrzeugtechnik erlebt. Demnach war er auch nicht sonderlich erbaut, als ich mir einen MAN 630 L2A Koffer kaufte. Es war ihm nicht recht klar, warum sich jemand "so eine alte Sch...karre anschafft".

Das Fahrzeug, ein ehemaliger Funkkoffer des JG 74 in Neuburg/Donau, Baujahr 1963, Farbe Weiß, war von drei Fans liebevoll zum Wohnmobil ausgebaut worden. Die Drei waren damit circa 12.000 km gereist und hatten ihn dann die letzten fünf Jahre in einer Scheune stehen.

Der Motor sprang einwandfrei nach fünf Jahren an und außer Druckventil einstellen, Öl nachschauen und entwässern war auch nichts zu tun. Die Verkäufer waren außerordentlich bemüht und wollten wirklich nichts dem Zufall überlassen. Ich glaube sie waren auch recht froh, dass sie an jemanden verkaufen konnten, dem das Auto auch wirklich am Herzen liegt.

Was war ich stolz! Nach fünf Minuten zum ersten Male geräuschlos nach oben geschalten und dann nach weiteren zehn Minuten zum ersten Male geräuschlos vom sechsten in den fünften Gang. Dann nach 30 Minuten Fahrt das Gefühl: "Diese Karre lässt mich wahrscheinlich doch nicht im Stich!". Irgendwo zwischen Ansbach und Donauwörth habe ich dann meinen ersten Traktor überholt. Es ging also doch. In einem Dorf wurden sofort drei Männer am Straßenrand auf mich aufmerksam. Sie zeigten auf den MAN, freuten sich und grüßten militärisch. Man erinnerte sich.

Kurz nach der ersten Fahrt bat ich einen LKW Mechanikermeister die Technik zu überprüfen und fuhr zum TÜV. Dort wurde mir der gute Allgemeinzustand bestätigt, außer der Tatsache, daß die Bremsen hinten ungleich zögen. Es stellte sich heraus, daß ein Bremsbelag zerrissen war. Ich musste also die Hinterachse belegen, was mit 480 Euronen zu Buche schlug (da muss die Verzinsung der letzten vierzig Jahre mit dabei sein…). Einen Satz nagelneue Reifen gaben mir die Verkäufer noch zum Fahrzeug dazu, somit war auch wirklich technisch alles klar. Mit ein paar Umbauarbeiten war dann der TÜV zufrieden.

Im übrigen bin ich vom TÜV Augsburg gut beraten und bedient worden. Ich habe die Zulassung für insgesamt sieben Sitzplätze bekommen und kann jetzt im Koffer vier Leute mitnehmen. Alles in allem war ich mit circa 1.000,-- Euro durch den TÜV und hatte auch noch das H-Kennzeichen, da das Fahrzeug außen original ist. Hier scheint es tatsächlich einen großen Ermessensspielraum zu geben, was auch der TÜV-Mitarbeiter so bestätigte. Wichtig war den Herren, daß der Wagen gepflegt aussieht. Die Zulassung lautet nun auf Sonder-KFZ Wohnmobil, ich darf also auch am Sonntag fahren. Außerdem hatte ich den Wagen noch abgelastet und ließ 9.000 kg als zulässiges Gesamtgewicht eintragen.

Die erste Fahrt mit Kind führte uns von Augsburg über Memmingen durch die Schwäbische Alp, dort eine Nacht im Wald gecampt und dann über Meersburg weiter Richtung Zürich.

Auf der Alp haben wir uns dann "ein bissel" verfahren. Das hat sich dann auch in den Armen bemerkbar gemacht. Dieser wunderbare Schmerz in den Unterarmen. Gerade in der Schweiz hat es viele Kreisverkehre und das servo-freie Ein- und Ausfahren fordert vollen Einsatz. Dieses Gefühl etwas für die Unterarme getan zu haben. Und natürlich auch für die Ohren!

Im Juni die erste Ausfahrt mit dem Cabrio. War das ein Spaß! Man sitzt hoch oben, fährt langsam genug, daß man auch die Landschaft voll mitbekommt und genießt Motorgeräusch und Cabriogefühl. Ich hatte es eh nie begriffen, warum es nur wenige Dieselcabrios gibt. Jetzt haben wir eines mit einem recht großen Kofferraum.

Dieses phantastische Fahrgefühl! Dieses Trumm hat Charakter. Natürlich ist der MAN keine Rakete, aber man kann die Höchstgeschwindigkeit von 68 km/h recht zügig erreichen. Außergewöhnlich fand ich, daß der Wagen sich am Berg nicht groß beirren lässt: Wenn er einmal das richtige Drehmoment erreicht hat, dann geht es mit 50 oder 55 km/h fast jeden Berg rauf. Betonung auf "fast". Ein "Zehnprozenter" ist natürlich nur im vierten Gang bei höchstens 35km/h zu erklimmen. Und dann der Ausblick mit dieser wunderbaren Schnauze im Blickfeld. Das hat was!

Meine zwei kleinen Töchter lieben den Camper, nicht nur wegen des Wohnaufbaus, sondern vor allem, weil sie vorne drinsitzen können und so hoch sitzen. Sie erzählen jedem, dass unser Auto sehr sicher ist, weil keiner so langsam fährt wie wir.

Unseren ersten, langen Urlaub haben wir in der Provence verbracht. Acht Tage, von der Zentralschweiz nach Vaison La Romaine, an der Ardeche entlang und über den Jura zurück. Es sind circa 650 Kilometer in die Provence, was demnach einer Minimumfahrzeit von zehn Stunden entspricht. Letztlich wurden es drei Tage, wegen äußerst gemütlicher Fahrweise und vielen Unterbrechungen. Von den knapp 700 Kilometern, fuhren wir nur circa 200 auf der Autobahn. Einerseits weil man weniger sieht, andererseits macht der MAN auf der Autobahn wirklich keinen Spaß. Man hat nichts zu tun außer das Gaspedal unten zu halten und sich den Motor anzuhören und das wird monoton. Meine Mädels haben sich während der Autobahnfahrten nach hinten zum Mittagsschlaf verkrochen, den Rest der Zeit saßen sie immer mit mir vorne auf dem Bock.


Die Reaktionen der Franzosen und der Touristen waren herrlich. Offene Münder, Lachen, Winken, Jubeln - da war alles mit dabei - keine negative Reaktion. Sogar ein Kompliment in Deutsch: "Monsieur, Sie haben ein wunderschönes Fahrzeug..." - das hatte mir noch kein Mensch gesagt. Am Fluß, der Ardeche, entlang wurde dann auch der ganze Mann verlangt. Die Kurven halten einen ganz schön auf Trab und danach schmeckt das Bier umso besser! Während wir circa 1.350 Kilometer fuhren, überquerten wir acht größere und kleinere Pässe, die allesamt klaglos von der Maschine bewältigt wurden. Der Durchschnittsverbrauch liegt bei 25 bis 27 Litern, was sich aber beim nächsten Einstellen verbessern wird.

Unseren zweiten großen Urlaub haben wir damit verbracht, fast 2.000 km zu verfahren. Von der Schweiz über Augsburg nach Berlin und dann von Berlin im Zick-Zack durch Brandenburg und Sachsen zurück. Besonders erwähnenswert: Die B2 von Augsburg nach Berlin. Die B2 hat alles. Von sechsspurig bis einspurig, nämlich da, wo sie neben der A9 herläuft. Ich habe mir die Fahrt in zwei Tagen gegeben. Bin von Augsburg um 1600 losgefahren, um dann um 2200 kurz nach Bayreuth Pause zu machen und zu übernachten. Gerade auf dem Lande, sind die Reaktionen der Leute ja unschlagbar.

Am nächsten Tag dann weiter nach Leipzig, wo ich meine Familie vom Bahnhof abholte. Das lohnte sich, so hatten sie ja nur eine relativ kurze Fahrt nach Berlin zu bewältigen. Die Strassen ab Leipzig sind sagenhaft. Die ewigen Kiefernwälder und Alleen am Rande der friderizianischen Heer-Straßen. Auf dieser Fahrt fiel mir auch auf, dass der MAN fast zwei Stunden braucht, um warm gefahren zu werden. Zwar erreicht das Wasser die Betriebstemperatur recht schnell, alle anderen Öle in den Getrieben und Achsen brauchen aber anscheinend zwei Stunden. Dann fährt der Bock plötzlich bergauf schneller als bergab.

Nach einer Woche in Berlin fuhren wir dann über den Kuhdamm und (natürlich) Unter den Linden über die B96a und die B176 in Richtung Osten. Wieder Alleen und freundliche Autofahrer. Wir fuhren dann nach Niewisch am Großen Schwielochsee und blieben zwei Tage auf dem hiesigen Campingplatz, wo wir ausgezeichnet bedient und wiederum freundlichst behandelt wurden. Die Nachbarn waren sehr am Fahrzeug interessiert und wollten die Geschichte des MAN hören. Auch die Gaststätte in Niewisch ist sehr gut. Die Schmorgurken mit Hackfleisch haben das Zeug zum Lieblingsgericht.

Richtig bunt wurde es aber in Senftenberg auf dem Campingplatz in der Lausitz. Dort hatten wir fast immer zwei oder drei Leute, die unser Fahrzeug besichtigen wollten. Alle halbe Stunde kam jemand und wollte ein Foto von unserem MAN machen und alle freuten sich an unserer alten Kischt. "Das is ja n ächta Hingugger...!". Nirgendwo haben wir uns so willkommen gefühlt. Leider konnten wir nur einen Tag bleiben und fuhren durch die Landschaft der ehemaligen Tagebaue Richtung Dresden. Sehr empfehlenswert: Die Förderanlage F60, der "Lausitzer Eiffelturm". Die Lausitz werden wir nächstes Jahr wieder bereisen.

Und nu'? Herbst und Winter werden dazu genutzt das Führerhaus Stück für Stück wieder in den rostfreien "RAL 6014 Originalzustand" zu versetzen und den Innenausbau an einigen wenigen Stellen zu verbessern. Viel braucht es dazu eh' nicht und ich freue mich schon aufs Basteln. Vielleicht komme ich auch noch dazu den Aufbau anzuschleifen und zu lackieren, aber da hab' ich keine Eile.

Ergo: 5.000 Kilometer seit November 2005 haben uns zusammenwachsen lassen. Jeder, der einen überdachten Stellplatz hat und sich an solch einem Fahrzeug erfreuen kann, sollte den Schritt tun und sich eine EMMA zulegen. Es gibt noch - und immer wieder - ein paar Exemplare. Ich habe mir insgesamt vier angesehen und alle waren in akzeptablem Zustand. Die Preise bewegen sich zwischen 1.800,-- und 9.000,-- Euronen. Der Durchschnittsverbrauch liegt nun bei 22 Litern und damit bin ich absolut zufrieden. Viel fahre ich ja nicht damit. Einige Kameraden verfahren "Falschfahrersprit" und können dadurch die Treibstoffkosten enorm senken. Nur leider sollen keine Ethanole verfahren werden, also kann man Biodiesel nicht verwenden.

Unser MAN 630 mit Kofferaufbau ist ein gebrauchsfähiges Wohnmobil, wenn man die niedrige Geschwindigkeit akzeptiert und nicht auf den Autobahnen fährt. Der Koffer ist geräumig und bietet reichlich Platz für bis zu vier Personen. Und als Cabrio ist er halt unschlagbar.

Zuletzt noch ein spezieller Dank an zwei Kameraden von der IG - Hans und Frank, die mir mit viel Rat und Ersatzteilen zur Seite stehen.